Die Wege

Jahrhundertelang verband die Länder Bayern und Böhmen eine Straße, die vor allem dem Salzhandel diente und die als verkehrsreichster mittelalterlicher Saumweg Süddeutschlands unter dem Namen Goldener Steig berühmt geworden ist.

Auf dem Goldenen Steig wurde vor allem Salz von Passau nach Böhmen transportiert. In den Böhmischen Ländern gab es keine ausreichenden Salzvorkommen und deshalb musste es aus dem Ausland eingeführt werden. Aus den Salzlagerstätten der Ostalpen gelangte das Salz per Schiff nach Passau. Von Passau nach Böhmen wurde es dann von Säumern mit Pferden weiter transportiert.

Das Wegesystem entwickelte sich im Laufe von Jahrhunderten: Es entstanden Abkürzungen, Nebenwege und Schmugglerwege. Aber den Kern des Wegesystems bildeten immer die drei Hauptzweige des Goldenen Steiges mit Passau als Ausgangsort.

Der Salzhandel auf dem Goldenen Steig blühte bis ins frühe 18. Jahrhundert. 1706 unterzeichnete Kaiser Josefs I .einen Erlass, der die Einfuhr von Salz aus Bayern und Passau nach Böhmen verbot und nur die Einfuhr des österreichischen Salzes erlaubte.

Der untere Goldene Steig


Streckenführung: Passau – Ilzstadt – Grubweg – Salzweg – Leoprechting – Grossthannensteig – Salzgattern – Deching – Waldkirchen – Schiefweg – Böhmzwiesel – Fürholz – Grainet – Leopoldsreut – Bischofsreut – Marchhäuser – Böhmisch Röhren (České Žleby)


Der untere Goldene Steig oder auch der Prachatitzer Weg gehört zu den ältesten Handelswegen, die die Böhmischen Länder mit ihren Nachbarländern verbanden. Die historischen Anfänge des Weges gehen auf das Jahr 1010 zurück, als der spätere römische Kaiser Heinrich II. dem Passauer Frauenkloster Niedernburg die bei der Nutzung des Weges von Passau an die böhmische Grenze fällig werdende Maut schenkte.

Heute ist vom ehemaligen Handelsweg nur noch wenig zu sehen. Er blieb lediglich in Form von Landstrassen oder Waldwegen erhalten. In einigen Abschnitten kann der genaue Verlauf des Goldenen Steiges nicht mehr mit Sicherheit festlegt werden.

Auf halbem Weg zwischen Passau und Prachatitz entstand am Goldenen Steig schon um die Jahrtausendwende der Ort Waldkirchen, der als Salzniederlagsplatz (Rast- und Übernachtungsort) schon im 13. Jahrhundert Marktrechte erhielt und im 15. Jahrhundert als einziger Ort im Unteren Bayerischen Wald mit einer hohen Ringmauer und zehn Wehrtürmen befestigt wurde.

Der mittlere Goldene Steig

Streckenführung: Passau – Strasskirchen – Röhrnbach – Freyung – Kuschwarda (Strážný) – Obermoldau (Horní Vltavice) – Salzweg (Solná Lhota) – Winterberg (Vimperk)


Der mittlere Goldene Steig oder auch der Winterberger Steig wurde erstmals im Jahre 1312 schriftlich erwähnt, wahrscheinlich ist er jedoch sehr viel älter. Bald darauf entstanden entlang des Weges neue Siedlungen, zum Beispiel Obermoldau und Salzweg bei Winterberg. Für die Sicherheit auf dieser linken Abzweigung des Prachatitzer Goldenen Steiges waren insgesamt drei Burgen verantwortlich: auf deutscher Seite die Burg Wolfstein, in deren Nähe später die Stadt Freyung entstand, auf der böhmischen Seite die Burgen Winterberg und die Burg Kunžvart.

Der Winterberger Goldene Steig deckt sich auf der böhmischen Seite mit der Landstraße, die auf Grundlage des kaiserlichen Straßenpatents Maria Theresias aus dem Jahre 1756 ausgebaut wurde. Diese Streckenführung entspricht mit kleinen Abweichungen der heutigen Hauptverbindung zwischen Bayern und Mittelböhmen.

Der obere Goldene Steig

Streckenführung: Passau – Strasskirchen – Röhrnbach – Freyung – Kreuzberg – Mauth – Finsterau – Buchwald (Bučina) – Außergefild (Kvilda) – Innergefild (Horská Kvilda) – Ziegenruck (Kozí Hřbety) – Bergreichenstein (Kašperské Hory)


Der obere Goldene Steig oder auch der Bergreichensteiner Weg ist der jüngste Zweig des Goldenen Steiges. Karl IV. wollte Handelswaren aus Venedig über Salzburg, Passau und Bergreichenstein nach Prag lenken und damit die böhmische Wirtschaft stärken.

Der Bergreichensteiner Steig führte auf zwei Wegen nach Passau, zum einen über Freyung. Zum andern führte er über die Orte Grafenau und Hals bei Passau. Um das Jahr 1366 war der Weg von Bergreichenstein nach Grafenau fertig ausgebaut.

Zum Schutz des Goldenen Steiges, der böhmischen Landesgrenze und der örtlichen Goldvorkommen wurde die Burg Karlsberg (Kašperk) in der Nähe von Bergreichenstein errichten. Im 17. Jahrhundert kam es zum Rückgang des Handels auf dem Bergreichensteiner Zweig des Goldenen Steiges. Durch den Kaisererlass vor 1706 erlöschte er schließlich ganz.